Seit Jahrzehnten bauen drei Brüder in Rothenburg ob der Tauber Anhänger für die Landwirtschaft oder für Handwerksbetriebe. Als ich die drei einmal besuchte, waren sie allesamt am Werkeln. Friedrich Burger, damals 78 Jahre alt, gelernter Fahrzeug- und Karosseriebauer, führte mich durch die Produktion. Er zeigte mir einen Muldenkipper, wie er etwa in der Maisernte eingesetzt wird. Georg Burger, 84, gelernter Wagner, reparierte gerade den Anhänger eines Metzgers. Gemeinsam mit Erhard Burger, 81, ebenfalls gelernter Wagner, setzten wir uns ins Büro, wo ein Ölofen die herbstliche Luft erwärmte. Die drei Herren redeten von den guten Zeiten, vom Wert handwerklicher Arbeit. Sie entfalteten eine Geschichte, wie man sie häufig hört, wenn man „die letzten ihrer Art“ besucht: Die Globalisierung hat die Märkte verändert, die kleinen Betriebe haben zu kämpfen. Am Ende des Gesprächs fragte ich, wie das geht, sechzig Jahre in brüderlicher Eintracht nebeneinander zu arbeiten? Wie macht man das, ohne wahnsinnig zu werden? Da war es dann einen Moment lang still, ehe Georg Burger diese zwei Sätze in den Raum stellte: „Man muss vergeben können. Wenn man das nicht kann, dann geht‘s nicht.“

Seit Jahren frage ich Menschen nach ihren Lebenslehren. In Die Lehren der Anderen versammle ich immer wieder Antworten.

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