Das Institut für angewandtes Zuhören (IFANZ) widmet sich der Kommunikation im Allgemeinen und dem Zuhören im Speziellen. Ich bin Peter Wagner, Gründer und »Head of Listening« des IFANZ.
Was ist das IFANZ?
Das IFANZ ist derzeit nur eine Idee und diese Seite. Es ist mein Beitrag zu der Frage: Wie werden sich Journalismus und Kommunikation weiterentwickeln?
Was macht das IFANZ?
Ich habe als Journalist unter anderem bei der Süddeutschen Zeitung gearbeitet und war als Kommunikationsexperte für Google oder zuletzt die BayWa AG aktiv. Immer habe ich in meiner Arbeit auf mein journalistisches Handwerk zurückgegriffen: Ich höre zu, erkenne im Gehörten Muster und erarbeite Botschaften, die ich dann kommuniziere.
Häufig hatte ich in den vergangenen Jahren den Eindruck: Die Wirkung der journalistischen oder kommunikativen Arbeit ergibt sich nicht allein aus dem Vermitteln von Botschaften. Die Wirkung beginnt sich schon viel früher zu entfalten, in der Recherche, im Interview – im Zuhören.
Diesen Herbst habe ich die BayWa AG verlassen. Nun arbeite ich für eine begrenzte Zeit an Projekten, in denen das Zuhören im Mittelpunkt steht. Mein Dach dafür ist das IFANZ.
Warum der Fokus aufs Zuhören?
Zuhören ist aus meiner Sicht die unterschätzte Seite der journalistischen und kommunikativen Arbeit. Wir verwenden die meiste Diskussionszeit auf den Output, auf den Text, den Post, das Video. Dabei ist für viele Interviewpartner das schiere Gehörtwerden viel wertvoller – unabhängig vom Output, von der Publikation.
Warum das so ist?
Ich glaube, wenn wir im Interview zuhören, geben wir Menschen die Chance, ihre Ideen und ihr Engagement zu formulieren. Wir geben ihnen die Chance, im Reden zu verstehen. Indem wir Menschen zuhören, erzeugen wir das Gefühl von Selbstwirksamkeit und von Resonanz. So ist es auch, wenn wir in und für Organisationen und Unternehmen kommunizieren:
Im Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen, im Zuhören stärken wir Identifikation und Zusammenhalt. Indem wir Menschen befragen und ihnen zuhören, erzeugen wir Räume für Reflektion, für Wissensvermittlung, für Weiterentwicklung, die es im Alltag der meisten nicht gibt.
Und dann ist da die Künstliche Intelligenz. Sie bringt uns schneller zu mehr Output, ja. Aber: Sie nimmt uns das Zuhören nicht ab. In den meisten Fällen kann KI nicht die Qualität einer menschlichen Begegnung ersetzen. Menschen vermitteln ihren Gegenübern im Zuhören das Gefühl, dass sie einen Platz in der Gesellschaft haben. Sie nehmen sie wahr. Menschen strahlen im Zuhören Gegenwart aus. Sie erzeugen das lebenswichtige Gefühl von Verbindung.
In einem Umfeld, in dem Text-, Bild- und Videoproduktion einfacher werden, verändern sich die Rollen in Journalismus und Kommunikation: Begegnung und Austausch werden wichtiger. Das Zuhören und seine persönlichkeitsstärkende und gemeinschaftsfördernde Wirkung rücken ins Zentrum.
Was passiert künftig hier?
Unter dem Dach des IFANZ versammle ich Ideen und Projekte, die sich ums Zuhören drehen: Für meisterstunde.de befrage ich Menschen nach den Erkenntnissen aus ihren Arbeitsleben. Für die BayWa AG habe ich gemeinsam mit meinen Kolleginnen Hunderte von deutschen Landwirten nach ihrer psychischen Belastung gefragt. Gemeinsam mit Lena Jakat erkunde ich seit 2024 im Eichenau Podcast, wie lokaler Journalismus im Interviewformat aussehen kann. Seit einem Workshop im Media Lab arbeite ich an der Idee des Moodreaders, der Texte entlang der Stimmung empfiehlt, mit der Menschen eine Newsseite aufrufen. Und hoffentlich kommt noch was dazu.
Peter Wagner, Oktober 2025
Head of Listening | Institut für angewandtes Zuhören | wagnerpeter.com