Heute ist Weltzeitschriftentag, deshalb hier ein Gedanke: Magazine trösten, Magazine beruhigen, Magazine geben Sicherheit. Wie ich darauf komme? Seit ich mit meiner Kollegin Das Buch als Magazin mache, fragen Menschen, warum wir eigentlich ein gedrucktes Magazin produzieren, wo doch alle nach online spazieren. Nun bin ich selbst kein Papierschnüffler, kein Haptikfetischist, kein Printromantiker. Jede Antwort, in der ich vom „Zauber des Gedruckten“ schwärmen würde, wäre demnach nicht so richtig ehrlich. (Auch wenn ich die Schwärmereien für Papier gut nachvollziehen kann.) Irgendwann dämmerte mir meine persönliche und ehrliche Antwort:

Für verschiedene Texte hatte ich immer wieder mit Psychologen und Psychiatern zu tun, die mir erklärten, dass der Mensch eine Sache ganz dringend für seine seelische Gesundheit braucht: das Gefühl von Übersicht. Im Grunde ist das ganze Leben ein einziges Ringen um Übersicht. Immer wieder neu sind wir damit beschäftigt, Muster zu erkennen und Sinn in das zu interpretieren, was uns widerfährt, damit wir in all dem Trubel nicht wahnsinnig werden. Das ist ein Grund, warum uns zum Beispiel Geschichten so faszinieren: Sie haben einen Anfang und ein Ende. Danach kann man eine Schleife drum machen und die Geschichte samt Erkenntnis ins gedankliche Regal stellen. Das klingt fast ein bisschen beamtisch, aber dem Hirn geht es um einiges besser, wenn es den Schluss einer Geschichte kennt, wenn es überhaupt in einer Sache den Überblick gewonnen hat.

Ein Magazin beziehungsweise unser Magazin funktioniert ähnlich. „Das Buch als Magazin“ ist die gedruckte und vermessene Behauptung, dass man genau das sagen und schreiben muss, was wir, zum Beispiel, auf 116 Seiten unterkriegen. Nicht mehr und auch nicht weniger. Dann ist das Magazin zu Ende und Feierabend und Schleife drum. Diese Übersichtlichkeit, diese Bündelung, diese Begrenzung hat was Beruhigendes, was Tröstendes, was Versicherndes. Insofern: Schönen Weltzeitschriftentag!

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